11. Februar 2024

Ein Abend „wie im Rausch“

Fabian Suck fand das Gefühl „unbeschreiblich“, Moritz Gärtner fühlte sich „wie im Rausch“ und hatte auch für die Stimmung in der Halle nur ein Wort übrig: „Gestört.“ Die ASV Volleys haben in der 1. Volleyball-Bundesliga für die ganz große Sensation gesorgt und den amtierenden Meister und Tabellenführer Berlin Recycling Volleys mit 3:2 (21:25, 25:21, 14:25, 25:22, 15:13) bezwungen und das Unterschleißheimer Ballhausforum in ein Tollhaus verwandelt.

Rund 1.500 Zuschauende sorgten in der Eventarena für eine ausgelassene Stimmung und trugen die Mannschaft mit ihrer Energie durch das Spiel bis zum nicht für möglich gehaltenen Sieg. „Wahnsinn, eine überragende Stimmung, ein tolles Event, die Mannschaft hat alles gegeben und am Ende macht es dich einfach nur sprachlos“, war selbst Trainer Patrick Steuerwald nach mehr als zwei Stunden Spielzeit nass geschwitzt.

„Wir wussten, dass wir so etwas nur leisten können, wenn Berlin es zulässt. Aber dann musst du eben auch da sein, diese Chance nutzen und mutig spielen. Das haben wir heute gemacht und werden dafür mit der Sensation belohnt“, so Steuerwald in seiner Spielanalyse. In der Tat merkte man dem großen Favoriten schwere Beine an: Erst 48 Stunden vor dem Gastspiel in Unterschleißheim sicherte sich Berlin mit einem 3:0-Erfolg im französischen Tours den Einzug ins Viertelfinale der CEV Champions League.

Der Reiseweg führte den Deutschen Meister dann von Paris direkt nach München und dort sollte zunächst die zweite Reihe einen möglichst schnellen Auswärtssieg einfahren. Lediglich Ruben Schott fand sich aus der Stamm-Sechs auf dem Feld, da Cody Kessel kurzfristig ausgefallen war. Dachau hielt schon im ersten Durchgang gut dagegen, ließ sich auch von ersten Berlinern Breaks nicht aus der Ruhe bringen und führte zwischenzeitlich mit 16:14. Zur Crunchtime zogen die Berliner aber nochmal an und entscheidend davon – das Spiel schien also seinen erwarteten Weg zu gehen.

Doch nach und nach entwickelte sich zwischen Mannschaft und Fans auf den voll besetzten Tribünen eine Energie. „Die hat uns heute durchs Spiel getragen, die Fans haben auf jeden Fall einen großen Anteil an dem Erfolg“, war auch Fabian Suck nach dem Spiel angetan. Berlins Trainer Joel Banks dämmerte beim 17:14 für Dachau langsam, dass es mit einem glatten 3:0 schwer werden könnte, brachte zunächst Satoshi Tsuiki auf der Liberoposition für Adam Kowalski. Doch das half ebenso wenig wie die Einwechslungen von Timothée Carle (für Robert Täth) und Timo Tammemaa (für Sašo Štalekar), denn Dachau sicherte sich den Satz mit 25:21. Schon das eine große Überraschung.

Nach der Zehn-Minuten-Pause gab es aber einen Bruch im Dachauer Spiel. Banks brachte nun seinen ersten Zuspieler Johannes Tille, der auch direkt Verantwortung übernahm und sein Team zu einem frühen Punktepolster führte. „Da haben die Jungs schon wackelige Beine bekommen, als Hannes ins Spiel gekommen ist. Aber auch den Respekt haben wir dann nach und nach ablegen können und sind wieder mutiger geworden“, so Steuerwald. In der Tat fand Dachau gegen Ende des Satzes, der von jeweils acht Aufschlagfehlern auf beiden Seiten geprägt und entsprechend zäh war, wieder etwas zurück ins Spiel, unterlag diesmal aber klar mit 14:25.

Also doch noch alles wie erwartet? Diesmal nicht, denn Simon Gallas und Co. kämpften sich ein weiteres Mal zurück, gestalteten Durchgang vier zunächst ausgeglichen, obwohl Berlin weiter mit der Aufstellung aus dem dritten Satz agierte. Beim 13:10 zog der ASV erstmals etwas davon, Banks musste nun auch Nehemiah Mote (für Tobias Krick) und erneut Carle für Täth bringen. Mit Ausnahme von Diagonalangreifer Marek Sotola stand also inzwischen Berlins erste Sechs auf dem Feld. Dachau zeigte sich aber unbeeindruckt, nahm auch den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 21:21 hin und zog auf 25:22 davon – der Punktgewinn war gesichert, die Sensation jetzt eigentlich schon perfekt.

Doch es sollte an diesem aus Dachauer Sicht magischen Abend noch besser kommen: Der ASV fand auch gut in den Tiebreak, Banks brachte nach nur fünf Ballwechseln auch Sotola und hatte damit seine erste Sechs komplett auf dem Feld. Doch Steuerwalds Männer waren nun wild entschlossen für den ganz großen Coup zu sorgen, erspielten sich eine 12:6-Führung. Berlin kam mit Aufschlagserien von Tille und Schott nochmals ran, doch Kapitän Gallas war es dann, der den ersten Matchball zum 15:13 direkt verwandelte. Für die Fans gab es dann kein Halten mehr und die Sensation wurde gemeinsam ausgelassen auf dem Feld gefeiert.

Zum MVP wurde Top-Scorer Gallas gewählt, der 23 Punkte beisteuerte, darunter drei Blocks. Überhaupt war der Block ein entscheidendes Element an diesem Abend: Während Dachau damit auf 14 Punkte kam, waren es auf Berliner Seite nur deren vier. Die Mittelblocker Iven Ferch mit vier und Suck mit fünf Blocks erwischten beide einen Sahnetag. Und sogar in der Aufschlagstatistik lag der ASV am Ende mit acht Assen knapp vor dem großen Favoriten (7).

Und so waren auf Dachauer Seite nach dem Spiel nur zufriedene und stolze Gesichter zu sehen: „Das war wirklich das erhoffte Mega-Event, wirklich beste Werbung für unseren Sport“, so Teammanager Raiko Worf. Lediglich ein Wermutstropfen blieb hängen, denn der Livestream für DYN hielt nur bis zum Ende des zweiten Satzes, danach war das Spiel nur noch live in der Halle zu sehen. „Trotz der technischen Probleme haben wir heute aber gezeigt, was in einer wirklich bundesligatauglichen Halle möglich ist und dass unser Sport Fans und Zuschauende begeistern kann. Das war auch nochmal ein Statement für den Hallenneubau in Dachau“, waren die Dachauer Verantwortlichen um Worf mit den Rahmenbedingungen im Ballhausforum rundum zufrieden.

Foto: Haben die Mannschaft mit Energie und Stimmung getragen: Dachaus Fans im Ballhausforum. (Fotograf: Birgit Herzum)

 

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