Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet: die ASV Volleys sichern sich beim Heimauftakt der neuen Saison der Volleyball-Bundesliga einen Punkt gegen die swd powervolleys Düren. Erst nach 124 Minuten Spielzeit mussten sich die Männer vom Stadtwald mit 2:3 (13:25, 22:25, 25:22, 25:21, 9:15) geschlagen geben.
Den ersten Punkt in der Tabelle schreiben die Dachauer also ausgerechnet gegen das Team, gegen das sie im Vorjahr bei zwei teils herben 0:3-Niederlagen noch gar kein Land gesehen hatten. Doch die rundum erneuerten Dürener schafften es nicht, ihr druckvolles Spiel aus den ersten beiden Sätzen über das gesamte Match zu halten und mussten so mit zwei Punkten im Gepäck die Heimreise antreten. Für ASV-Trainer Patrick Steuerwald passen sowohl Spielverlauf als auch Ergebnis in die Entwicklung seines Teams: "Wir haben uns auch nach dem katastrophalen Start heute nicht unterkriegen lassen, uns ins Spiel gekämpft, die Halle immer mehr mitgenommen und uns so den Punkt auch verdient."
Lange Zeit sah es aber eher nach einer weiteren klaren Niederlage aus. Düren zeigte sich zu Beginn wie von Steuerwald erwartet druckvoll im Aufschlag und Angriff und bereitete so vor allem Tobias Besenböck in der Annahme Probleme. Der durfte nach den guten Trainingsleistungen erstmals auf seiner neuen Position im Außenangriff starten und machte seine Sache bis Mitte des zweiten Satzes auch sehr ordentlich, dann kam Patrick Rupprecht für ihn ins Match. Immerhin wurde er in den knapp zwei Sätzen 17 Mal vom Dürener Aufschlag gesucht, sammelte bei sechs Angriffen aber auch vier Punkte. Dass der erste Satz mit 13:25 aus Dachauer Sicht eine klare Sache war, lag also sicherlich nicht an ihm.
Im zweiten Durchgang war dann sofort Feuer drin, schon den ersten Punkt diskutierte Steuerwald lautstark mit dem ersten Schiedsrichter Stefan Müller. Seine Leidenschaft übertrug sich offensichtlich auf sein Team, Matt Slivinski brachte den ASV mit einem Ass erstmals in Führung (2:1). Nach starken Ballwechseln und zwei Highlight-Punkten von Iven Ferch zum 11:11 war auch das Dachauer Publikum aus der Sommerpause zurück und meldete sich erstmals mit Anfeuerungen zu Wort. Dachau hielt den Satz nun ausgeglichen, hatte in der Crunchtime aber kein Glück. Die Punkte gingen zum Teil knapp, zum Teil glücklich, an Düren, das sich letztlich mit einem Angriffsball von Top-Scorer Matthew Neaves (am Ende 30 Punkte) auch Satz zwei mit 25:22 sicherte.
Dürens neuer Coach Christophe Achten vertraute auch im dritten Druchgang seiner Top-Aufstellung, ließ ohne Wechsel weiterspielen. "Auch das zeigt, dass wir schon weiter sind als vor einem Jahr, als alle Top-Teams gegen die Aufsteiger gerne ihre zweite Sechs aufgeboten haben", so Steuerwald. Achtens Team führte dann auch schnell 3:0, was wiederum Steuerwald lauter werden ließ. Und wieder schien er sein Team wachzurütteln, denn mit dem ersten erfolgreichen Block im gesamten Spiel ging Dachau mit 6:5 in Führung und hatte das Ergebnis gedreht. Wieder boten sich die Teams nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen, kein Team konnte sich entscheidend absetzen. Doch diesmal war das Glück am Satzende auf der Dachauer Seite, die nach zwei erfolglosen Challenges der powervolleys und einem Block von Iven Ferch zum 25:22 auf 1:2 Sätze verkürzten.
Die Georg-Scherer-Halle war nun vollends da und die Überraschung lag in der Luft. Ein weiteres Ass von Kapitän Slivinski zum 4:2 wurde lautstark bejubelt und sollte der Auftakt für einen souveränen vierten Satz der Dachauer sein. Sie spielten mit der Führung im Rücken selbstbewusst auf, brachten das Publikum mit großem Kampf in jedem Ballwechsel und tollen Abwehraktionen vor allem von Libero Marvin Primus voll hinter sich. So bauten die Dachauer ihre Führung nach und nach aus und gingen mit einem Sechs-Punkte-Vorsprung in die Crunchtime (20:14). Düren kam zwar nochmal etwas heran, doch ließ sich der ASV den Punktgewinn nun nicht mehr nehmen: Patrick Rupprecht machte den Deckel mit einem erfolgreichen Angriff drauf - 25:21.
Der Tiebreak begann dann hektisch. Düren kassierte zwei gelbe Karten, holte sich aber wichtige Breaks. Routinier und Kapitän Michael Andrei ging voran und führte sein Team bis zum Seitenwechsel zu einer 8:4-Führung. Dachau gab nicht auf, versuchte alles, doch diesmal setzte sich Dürens Routine durch. "Im Tiebreak haben uns dann einfach ein paar Prozente gefehlt, trotzdem haben wir heute einen Punkt gewonnen, den uns wohl kaum einer zugetraut hat", zeigte sich Steuerwald trotz des 9:15 im Entscheidungssatz zufrieden. Als MVP wurde Matt Slivinski ausgezeichnet, der mit 21 Punkten Top-Scorer seines Teams wurde und auch in der Annahme für Stabilität sorgte.
Während sich Düren auf die lange Rückreise nach Nordrhein-Westfalen machte, geht es für den ASV bereits am Sonntagnachmittag weiter. Dann gastiert der VCO Berlin in der Georg-Scherer-Halle, der am Samstag parallel mit 0:3 bei den WWK Volleys Herrsching unterlegen war. "Da wollen wir natürlich gleich nachlegen und zeigen, dass wir auch in den Spielen mit Teams auf Augenhöhe einen Schritt weiter sind", legte Steuerwald den Fokus schnell auf das nächste Spiel. Um 16 Uhr ist Spielbeginn, viele Zuschauer hat sich das Team mit seinem couragierten Auftritt allemal verdient.
Foto: Die Schulter hielt und Simon Gallas steuerte 16 Punkte bei. (Fotograf: Birgit Herzum)